Nachdem unsere Reise nach Porto letztes Jahr wegen eines Fluglotsenstreiks bereits am Frankfurter Flughafen geendet hatte, konnte uns dieses Jahr nichts daran hindern, unser lang erwartetes Reiseziel zu erreichen. Porto, die zweitgrößte Stadt Portugals mit ca. 250 000 Einwohnern, deren historischer Stadtkern seit 1996 von der Unesco in das Weltkulturerbe aufgenommen wurde, die kleine Schwester und große Rivalin der Hauptstadt Lissabon.
Schon ein zweites Mal waren Elisabeth und Werner Trampert bereit, für uns einen Herbstaufenthalt in Portugal zu organisieren. Die meisten der 39 Teilnehmer waren bereits 2019 mit von der Partie, als es nach Lissabon, Elisabeths Heimatstadt, ging. Wen wundert es, dass auch die diesjährige Tour binnen kürzester Zeit ausgebucht war!
Wir konnten uns voll und ganz auf unser deutsch-portugiesisches Reiseleiterteam verlassen: Wie schon in Lissabon räumte Elisabeth mit ihrer unermüdlichen Fürsorge, ihrer unendlichen Geduld und ihrem großen Verhandlungsgeschick alle Steine aus dem Weg, leistete uns all überall mit ihren Sprachkenntnissen wertvolle Dienste.
Unser Hotel „Aliados“, ganz zentral im Herzen von Porto an der „Avenida dos Aliados“ mit ihren Belle Epoque-Gebäuden und dem Rathaus gelegen, erwies sich als ideal für unsere Gruppe, zumal wir mit 39 Personen den Frühstücksraum ganz für uns hatten.
Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass das Hotel uns keinerlei Kosten für die letztjährige kurzfristige Stornierung in Rechnung stellte - Elisabeths Argumentation rührte das Herz des Managers.
Wir starteten unsere fünftägige Reise am 28. September in aller Herrgottsfrühe bei erstaunlich linden Temperaturen in Mettendorf, waren aber doch überrascht, dass uns während unseres gesamten Porto-Aufenthaltes 28-30° erwarteten. Da wir erst am frühen Nachmittag einchecken konnten, deponierten wir das Gepäck im Hotel und frühstückten auf der Terrasse eines nahe gelegenen Cafés, das uns fast jeden Abend noch bereitwillig zur nötigen Bettschwere verhalf.
Um 11 Uhr begann unser Besichtigungsprogramm mit einem Spaziergang durch die „Rua des Flores“, natürlich nicht ohne den obligatorischen Zählkreis, der bis zum Ende der Reise diszipliniert exerziert wurde. In der Blumenstraße, der Gasse der Gold- und Silberschmiede, befinden sich seit dem 17. Jahrhundert die besten Juwelierläden Portos, wobei die mitreisenden Damen eher bei den etwas preisgünstigeren Schmuckständen, die sich überall befanden, zugriffen.
Zur Mittagsstunde war eine englischsprachige Führung durch den Börsenpalast geplant. Der „Palacio da Bolsa“ wurde 1842 erbaut und ist der Sitz der Handelskammer. Er sollte mit der klassizistischen Front den Reichtum der Stadt dokumentieren. Sein Innenhof ist mit einer metallischen Kuppel und Glas bedacht. Im „Patio der Nationen“ versammelten sich bis zum 20. Jahrhundert die Händler und Börsenmakler, natürlich fanden wir auch ein Wappen für die Deutschen.
Der „Arabische Salon“ mit dem blau und golden bemalten Stuck erinnert mit seiner üppigen Ausstattung an die Alhambra im spanischen Granada. Staatsoberhäupter, die Porto besuchen, werden hier empfangen, aber auch Privatpersonen können den Saal für ihre Feiern mieten, sofern es ihre Geldbörse erlaubt. Wir staunten nicht schlecht, dass hier sogar schon eine Scheidungsparty stattgefunden hat.
Wurde in diesem Gebäude schon viel Gold für die Wände eingesetzt, so übertrifft die neben dem Börsenpalast liegende gotische Kirche des Heiligen Franziskus diesen prachtvollen Eindruck noch bei weitem. Die „Igreja de São Francisco“ wurde im 4. Jahrhundert erbaut und im 17./18. Jahrhundert mit Azulejos und großartigen vergoldeten Schnitzarbeiten ausgeschmückt. Da ihr Hauptaltar mit mehr als 250 kg Gold bedeckt ist, gilt sie als eine der reichsten Kirchen Nordportugals.
Nach all der Pracht erfreuten wir uns hernach an der „Ribeira“, dem mittelalterlichen Herzen von Porto, am Anblick des Douro-Flusses, dem alten Kai mit den Rabelo-Booten und der Mauer der Ribeira, wo es nur so von Bars, Restaurants und natürlich Touristenströmen wimmelte. Dahinter findet man die mittelalterlichen Gässchen mit den Häusern und den alten Lagerhäusern für Salz, Wein, Fisch... Man kann kaum den Blick von der bunten Häuserzeile wenden. Den Abend verbrachten wir dann auch in einem Restaurant mit dem Namen „Ribeira“ mit einem herrlichen Blick auf den Douro, seine Brücken und die Portweinkellereien auf der gegenüber liegenden Seite. Die Speisekarte hielt für jeden Fischliebhaber etwas bereit, die Weinkarte bot alles, was die Weinberge am Douro lieferten. Wenn man an der Quelle sitzt! Manch einer verweilte danach noch bei einem Sangria, war der Abend doch zu schön, um schon zum Hotel zurückzukehren.
Am zweiten Tag ging es zur „Cais da Ribeira“, wo wir auf dem Douro eine 6 Brücken-Tour unternehmen wollten, wobei sich uns ein herrlicher Blick auf die Uferlandschaften von Vila Nova de Gaia und Porto bot. Besonders zu erwähnen ist die doppelstöckige Ponte Dom Luis I, über die wir an unserem vierten Tag spazieren sollten. Sie wurde 1886 eingeweiht und konnte entgegen der Erwartung vieler Skeptiker dem ständig wachsenden Verkehr bisher standhalten. Einige Meter flussaufwärts befindet sich die neun Jahre ältere Brücke Maria Pia, die von Gustave Eiffel persönlich stammt. Sie ist inzwischen außer Dienst und wurde 1993 durch eine moderne Betonbrücke ersetzt.
Nach einem kleinen Imbiss ging es mit der „Finiculare“ zum Stadtteil Batalha, wo die „Rua de Santa Catarina“ und die Bolhão-Markthalle für jeden genügend Einkaufsmöglichkeiten boten. Doch auch die barocke Kapelle „das Almas“, mit 16 000 Azulejos an ihrer Fassade, die das Leben der Hl. Catarina und des Hl. Franziskus darstellen, lud uns zu einer besinnlichen Pause ein.
Das gemeinsame Abendessen fand in unmittelbarer Nähe zum Hotel in einem kleinen typisch portugiesischen Restaurant statt, dessen Gäste normalerweise nur Einheimische sind. Doch Elisabeths Charme erliegend wurden wir schließlich doch als fast 40-köpfige Gruppe vom Chef persönlich willkommen geheißen. Wie die Portuenser konnten wir comidas und bebidas genießen, der obligatorische Nachttrunk sollte auch heute nicht fehlen.
An unserem dritten Tag stand ein Ausflug nach Aveiro auf dem Plan. Wir fahren vom Bahnhof „São Bento“, der 1917 am Ort des ehemaligen Klosters São Bento erbaut wurde, ab. Wegen seiner außergewöhnlichen Dekoration mit Azulejo-Tafeln, die Themen der Geschichte Portugals, Szenen von Land und Festen zeigen, gehört er zu einem der schönsten Eisenbahnhöfe der Welt.
Die ca. eineinhalbstündige Zugfahrt bot uns reichlich Gelegenheit, herrliche Villen, das Meer mit belebten Stränden und unzählige wild wachsende Pampasgräser zu bestaunen. Bei der Ankunft überwältigte uns die Schönheit des historischen Bahnhofs mit der blau-weißen Fassade. Aveiro, die Lagunenstadt, lag zu römischen Zeiten noch direkt am Meer, das heutzutage 7 km entfernt ist. Kabeljaufang, Salzgewinnung und die Herstellung von Keramik, u.a. auch Azulejos, bilden die wirtschaftliche Grundlage, nicht zu vergessen der Tourismus. Geradezu beschaulich und still kam uns dieser Ort nach der lauten Betriebsamkeit Portos vor. Die Gondelfahrt auf dem Canal Grande von Aveiro, das auch das Venedig Portugals genannt wird, begeisterte uns mit den schönen Jugendstil-Fassaden, den mit bunten Liebesbändern geschmückten Brücken sowie dem unglaublich sauberen Wasser.
Wiederum bot uns nach unserer Rückkehr ein kleines Restaurant ganz in Hotelnähe - ohne Reservierung am Samstagabend - seinen besten Saal: frango, leitão, bacalhau - was will man mehr?
An unserem 4. und vorletzten Tag stand eine 2-stündige Sightseeing-Tour mit dem Bus auf dem Plan. Zum ersten Mal war es recht frisch und neblig, als wir uns dem Meer näherten. Wir fuhren mit der „Yellow Line“ zur „Rotunda da Boavista“, dem größten Platz der Stadt, vorbei am wundervollen Gebäude der „Casa da Música“, dem wichtigsten Zentrum für musikalische und kulturelle Veranstaltungen in Porto und dem Norden des Landes. Unsere Fahrt führte uns weiter durch die „Avenida da Boavista“, eine der elegantesten und größten Alleen in ganz Portugal - mit ihren Palästen, Geschäften , Luxushotels und exzellenten Restaurants. Sie endet an der Käseburg, die ihren Namen von den runden Steinen hat. Wir konnten auch einen Blick in den Stadtpark werfen, den größten Erholungspark des Landes. Von der „Avenida do Brasil“ aus entdeckten wir eine Reihe von schönen kleinen Stränden sowie die Burg, die zur Verteidigung der Douro-Mündung (1570-1647) erbaut wurde.
Nach so vielen interessanten Eindrücken genossen wir den gemächlichen Spaziergang über die Ponte Luis I bis zum „Miradouro do teleférico“ mit dem grandiosen Ausblick über die Stadt. Frisch gepresster Granatapfelsaft, Zuckerrohrsaft und natürlich das ein oder andere „caneca“ löschten unseren Durst, bevor es mit der Gondel zum “Estaçao Cais de Gaia“ ging, wo wir am späten Nachmittag die am meisten besuchte Portwein-Kellerei Cálem besichtigen wollten.
In Vila Nova de Gaia, am granitfelsigen Ufer befinden sich die großen Lagerhäuser aus Stein und roten Dachziegeln, wo die Portweinfässer Jahrzehnte altern, bis sie in Flaschen abgefüllt und in die ganze Welt exportiert werden. Die meisten Weinkeller sind über 400 Jahre alt.
Bei der englischsprachigen Führung, wegen des großen Andrangs am Sonntag allzu kurz geraten, wurden uns die verschiedenen Arten des Portweins: Ruby und Vintage, die in Flaschen oder Tawny, der in Eichenfässern gealtert wird, erklärt. Staunend standen wir vor einem gewaltigen Fass, in dem unvorstellbare Mengen von Wein alterten. Bei der anschließenden Portweinprobe konnte sich jeder einen weißen und roten Porto zu Gemüte führen, manch einer profitierte von der nachbarlichen Abstinenz.
Nachdem wir fast alle nun den wohl typischsten Aperitif Portugals genossen hatten, verließen wir beschwingt die Vila Nova de Gaia, um ein letztes Mal an der Ribeira zu Abend zu essen. Im „Chez Lapin“, einem Restaurant mit Phantasie anregender Dekoration mundete es allen köstlich.
Nun waren wir schon am letzten Tag unserer Reise angelangt. Da unser Flug erst am Abend ging, konnten wir noch bis zum frühen Nachmittag unseren letzten Programmpunkt absolvieren, nämlich die Besichtigung der Kathedrale „Sé“, die im 12./13. Jahrhundert im romanisch-gotischen Stil auf dem höchsten Punkt der mittelalterlichen Stadt erbaut worden war. Sie hat zwei romanische Türme und eine Rosette in der Fassade. Der größte Schatz ist der Altar „do Sacramento“, der aus reinem Silber besteht. Im 14. Jahrhundert wurde die Kirche mit einem gotischen Kreuzgang erweitert.
Diese Reise in den Norden Portugals hat uns in 5 Tagen nicht nur hochsommerliche Temperaturen, sondern auch viele beeindruckende Gebäude, Ansichten und Momente beschert, die allen dieses Land mit seiner reichen Kultur, großen Geschichte und seinen gastfreundlichen Bewohnern näher gebracht hat.
Ein herzliches Dankeschön an unser bewährtes portugiesisch-deutsches Reiseleiterteam, das uns diesen unvergesslichen Aufenthalt ermöglichte:
Muito obrigado, Elisabeth e Werner!
Text: M. Willems, Fotos: R. Willems, W. Trampert